Schopenhauer als Schüler Fichtes

In diesem Aritkel werde ich die Resultate meiner Analyse der Protokolle darstellen, die Schopenhauer beim Besuch der Vorlesungen, die Fichte im WS 1811–1812 an der Universität Berlin hielt, verfaßte. Schon nach einer ersten Lektüre erscheint Schopenhauer als jemand, der eine zwar noch grobe, aber bereits ziemlich fest gebaute philosophische Weltanschauung hat, die er aus seiner persönlichen Interpretation der Transzendentalphilo- sophie entwickelte. Der junge Schopenhauer, der die Vorlesungen Fichtes besuchte, scheint also philosophisch schon vollkommen gebildet und suchte vermutlich eher Gegner als Lehrer. Um so stärker daher sein Streit mit demjenigen, der vom Lehrstuhl aus behauptet, selbst ein Transzen- dentalsystem gegründet zu haben und der sich auch öffentlich mit Kant auseinandersetzt. Interessant an diesen Protokollen ist, daß Schopenhauer in der philosophischen Auseinandersetzung mit Fichte am Rande seiner Kollegnachschriften die Grundthemen skizziert, die später seine Philosophie charakterisieren werden. Es handelt sich dabei um kurze, aber prägnante Betrachtungen über das Genie und das Verhältnis des Willens zur Temporalität.